Es ging bei Marriage Encounter tatsächlich um nichts weniger, als um einen neuen Lebensstil. Da musste man uns nicht lange überreden um zu begreifen, dass wir Gleichgesinnte brauchen, um auf diesem anspruchsvollen Weg zu bleiben. Außerdem habe ich ohnehin immer ein bisschen darunter gelitten, seit Beginn unserer Ehe, mit dem Umzug nach Gmunden, keine Freunde mehr zu haben. „Vielleicht ist das ja eine Chance“, dachte ich mir. Ich erinnerte mich auch an einen Ausspruch, den uns Franz Schobesberger vor vielen Jahren mit auf den Weg gab: „Du wirst in das verwandelt, womit du dich beschäftigst.“- und auch, mit wem du dich beschäftigst.
So wussten wir schon von früher, welche Kräfte eine Gemeinschaft mit Gleichgesinnten in dieser Hinsicht entfesseln konnte. Gleich nach dem ME
Wochenende nahmen wir an einer sogenannten Brückenrunde teil. Ziel dieser Brückenrunde war es, die Erfahrungen des ME-Wochenendes in den Alltag zu integrieren. Mit dabei waren Ursula u. Mike, Regina u. Viki, Christiane und Hans, sowie Pfarrer Hans Hammerl. Wir trafen uns sieben Abende in Bad Ischl bei Ursula und Mike. Unsere Kinder ließen wir bei diesen Treffen zum ersten Mal nicht nur für eine Stunde, sondern einen ganzen Abend alleine zu Hause. Damit war gleich noch eine weitere Premiere verbunden. Michael war sechs Jahre alt, Daniel knapp neun. Ingrid und ich haben unsere Jungs gut darauf vorbereitet. Sollte irgend etwas sein, waren wir uns sicher, dass wir uns darauf verlassen konnten, dass uns Daniel, als der Älteste, am Handy anrufen würde.
Ich hatte immer noch das Problem, dass ich in einer Gruppe, wo mir alle zuhörten, kaum einen geraden Satz herausbrachte. Da war sie wieder voll da, meine Angst, dass ich irgend etwas Falsches sage, womit ich mich blamieren könnte. Diesmal gab es für mich nur die Flucht nach vorne. Wo es doch so viel um Gefühle ging, sprach ich gleich am ersten Abend an, wie schwer es mir fällt, in einer Gruppe etwas zu sagen. Ich war froh, dass nun alle Bescheid wussten und hatte den Eindruck, dass es OK war, wenn ich derjenige in der Runde war, der nur ganz kurze Statements abgab, wenn überhaupt. Dieses „du bist OK, so wie du bist“, löste diesen Knoten in meinem Hals nach und nach auf. Ich konnte mich auch am siebten Abend noch nicht gleichwertig an den Gesprächen beteiligen, war aber trotzdem zufrieden mit meinen kleinen Fortschritten.
Wir fanden in dieser Gruppe tatsächlich gute Freunde. Alle hatten Kinder im selben Alter, wir trafen uns bei den ME-Monatstreffen in Bad Ischl oder zum Baden am Wolfgangsee. Es gab Treffen mit und ohne Kinder, wir schrieben gemeinsam Dialog und verbrachten einmal sogar unseren Urlaub gemeinsam auf einer Almhütte im salzburgischen Unken. Wir verabredeten uns auch zu so mancher Familienwoche, z.B. am Ossiachersee in Kärnten.
“Im Grunde sind es die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben Sinn geben.”